Trauer und Humor – Darf man beim Abschied lachen?

Ein Text von Kevin Zude

„Darf man bei einer Beerdigung lachen?“ Diese Frage wird mir nicht oft gestellt – aber sie steht oft unausgesprochen im Raum. Und meine Antwort ist: Ja. Man darf. Wenn es echt ist. Wenn es aus der Erinnerung kommt. Wenn es den Menschen ehrt, der gegangen ist.

Lachen ist keine Respektlosigkeit

Trauer ist vielschichtig. Sie ist nicht nur dunkel, nicht nur still. Sie ist ein Mosaik aus allem, was war – und wenn der Mensch, um den es geht, jemand war, der gerne gelacht hat: Warum sollten wir das ausblenden?

Ich habe Reden gehalten, bei denen die Leute geschmunzelt haben. Manchmal sogar laut gelacht. Weil da eine Geschichte war – so typisch, so menschlich, so herzlich – dass sie ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Und dieses Lächeln war kein Verrat. Es war ein Dank.

Humor erinnert an das Leben

Der Tod ist ernst. Aber das Leben war oft voller Leichtigkeit. Und wer beides zusammen denkt, nimmt Abschied mit einem offenen Herzen. Nicht in Erstarrung – sondern in Bewegung.

Ich frage manchmal: „Was war das Lustigste, was sie je gemacht hat?“ Und plötzlich wird aus der Stille eine Geschichte. Eine Erinnerung. Ein Moment, der allen gut tut.

Was Angehörige sagen

„Ich hatte Angst, dass es zu locker wird.“ – „Ich war überrascht, wie gut das tat.“ – „Es war genau richtig.“
Diese Rückmeldungen zeigen mir: Humor darf sein. Wenn er nicht aufgesetzt ist. Wenn er nicht das Traurige übertönt, sondern ergänzt.

Zwischen den Zeilen beginnt das Erinnern.
Und manchmal beginnt es mit einem Lächeln – mitten im Schmerz.

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