Liebe Familie, liebe Freundinnen und Freunde, liebe Trauergemeinde,
heute stehen wir hier, um Abschied zu nehmen – von einer Frau, die so vieles war, aber sich selbst nie in den Vordergrund gestellt hätte. Eine Mutter. Eine Großmutter. Eine Gärtnerin der Seele. Ihr Leben war kein leichtes, aber sie hat es leicht gemacht für die, die sie liebte.
Nach dem frühen Tod ihres Mannes stand sie allein da. Und doch – oder vielleicht gerade deshalb – ist sie nie gefallen. Sie hat getragen, was das Leben ihr auferlegt hat, ohne zu klagen, ohne ein großes Wort zu verlieren. Sie war keine, die Hilfe einforderte, aber sie war immer die Erste, die sie gab. Wer sie kannte, wusste: Sie hätte dir ihr letztes Hemd gereicht – ohne große Geste, ohne Bedingung. Das war ihre stille Größe: helfen, ohne zu fragen. Dasein, ohne laut zu werden.
[Musikstück 1 – z. B. „Von guten Mächten wunderbar geborgen“]In ihrem Garten, zwischen Rosen und Ribiseln, hat sie ein Stück von sich selbst verwurzelt. Die Erde unter ihren Fingern war kein Dreck, sondern Heimat. Der Geruch von Tomatenstauden, von Johannisbeeren und Zitronenmelisse – das war für sie kein Luxus, sondern Leben.
Wie viele Sommerfeste hat sie vorbereitet, geplant, gekocht, liebevoll mit Gläsern ihrer selbstgemachten Marmelade bestückt? Es ging ihr nie darum, zu beeindrucken. Sie wollte verbinden. Enkel, Kinder, Tanten, Freunde – alle saßen unter dem Apfelbaum, aßen, lachten, und ganz unauffällig stand sie in der Küche und sorgte dafür, dass niemand leer ausging. Sie hat uns nicht mit großen Reden erzogen, sondern mit Taten, mit Hingabe, mit stiller Wärme.
[Musikstück 2 – z. B. „Fields of Gold“ von Eva Cassidy]Und dann waren da die Enkel. Drei kleine Sonnen, um die sie kreiste. Nicht wie ein Planet um ein Zentrum, sondern wie ein Leuchtturm, der da ist, egal wie stürmisch das Meer auch ist.
Sie wusste, wann ein Pflaster fehlte. Wann eine Umarmung nötig war. Und wann es einfach reichte, still da zu sitzen, während ein Kind seine Sorgen in einem Glas selbstgemachter Erdbeermarmelade versenken durfte.
Sie hat euch geliebt – nicht aus Pflicht, sondern aus Überzeugung. Und auch wenn sie nicht mehr da ist, bleibt das. Die Liebe einer Großmutter endet nicht an einem Grab. Sie wurzelt weiter in euch, in euren Gesten, in den Rezepten, die ihr vielleicht eines Tages nachkocht, in dem Moment, in dem ihr merkt: Jetzt mache ich es wie sie. Ganz ohne es geplant zu haben.
[Musikstück 3 – z. B. „Time to Say Goodbye“]Was bleibt, ist nicht das Schweigen. Was bleibt, ist das Erinnern. An eine Frau, die nie viel verlangte, und doch unendlich viel gegeben hat.
Sie war kein Mensch der großen Bühne. Aber sie hat auf den kleinen Bühnen unseres Lebens die entscheidenden Rollen gespielt. Und vielleicht – wenn wir heute heimgehen, an unsere Tische, in unsere Gärten, und irgendwo ein Glas Marmelade im Regal finden – dann spüren wir: Sie ist nicht fort. Sie hat nur ihre Form verändert. Und lebt weiter – in uns, zwischen uns, zwischen den Zeilen unseres Alltags.
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